Im restlos ausverkauften Magazin 4 erlebten die Fans von Werner Schmidbauer und Martin Kälberer ein mitreißendes Konzert.

Barbara Titze berichtete darüber im Reichenhaller Tagblatt vom 29.11.2011:

 

Handgemachte Musik und ehrliche Worte

 

Schmidbauer und Kälberer mit "Momentnsammler" im Magazin 4

 

Musik vom Feinsten und Texte, die das Zuhören wirklich lohnen, das war es, was das Publikum im ausverkauften Magazin 4 erhoffte. Und diesen Erwartungen wurden Werner Schmidbauer und Martin Kälberer mit ihrem Programm "Momentnsammler" mehr als gerecht. Man kennt den Liedermacher Schmidbauer aus dem Fernsehen, aus "Live aus dem Alabama", "Dingsda" und anderen Sendungen, vor allem dem "Gipfeltreffen" und "Aufgspuit". Aber ihn gemeinsam mit Martin Kälberer live zu erleben, ist natürlich ein ungleich höherer Genuss als der Konsum vor dem Fernseher.

Schmidbauer erzählt selbstironisch und humorvoll von der Tournee mit den drei Austrianern Fendrich, Danzer und Ambros, bei der sie als Vorgruppe eingesetzt waren. Von dem mulmigen Gefühl, wenn 7.500 Österreicher "Wolferl, Wolferl" skandieren und "dann geh da da mal raus, wenn du ein Werner bist". In Gedenken und zu Ehren von Georg Danzer, der 2007 an Lungenkrebs starb, singen sie das Lied "Lass mi oamoi no d'Sunn aufgeh seng".

Das, was Schmidbauer von dem großartigen Musiker sagt, dass er oft ein sehr ernsthafter, dann wieder auch lustiger Mensch war, der immer Aug und Ohr für die Leute um ihn herum hatte, und der im besten Sinn ein ganz normaler Mensch gewesen ist, das passt auch wunderbar auf dieses Duo, das so herrlich normal und völlig unbelastet von Starallüren erscheint.

 

Ehrlich und direkt

 

Schmidbauers Sprache ist einfach, verständlich, ehrlich und direkt, was er sagt, klingt so selbstverständlich, dass man sich fragt, warum man noch nicht selber draufgekommen ist. "Da oane, der hätt so gern mehr Freizeit, der ander sogt: Mei Zeit, de is längst frei. Da oane vertreibt sei Zeit, da ander sogt: I hob mei Zeit ganz gern bei mir". Seine Worte sind nicht dramatisch, aber sie haben Tiefgang, sie sind schnörkellos, aber trotzdem voller Poesie.

Auch vor heiklen, unbequemen Themen schreckt er nicht zurück, wenn er die Armut und das Leid des Schwarzen Kontinents anspricht, aber er hebt nie besserwisserisch den Zeigefinger, er beschuldigt nicht, stellt sich nicht auf eine höhere Stufe, hält sich nicht für besser als andere. Es ist dieses Wir-Gefühl, das sich breitmacht und eine freundschaftliche Atmosphäre schafft.

Die beiden Musiker sind auf dem Teppich geblieben, aber sie führen ihr Publikum mit "Glück ghobt" und "Das Lebn" zu musikalischen Höhenflügen, beim Refrain zu "Gradaus schlogt ihr Herz" kommt so etwas wie "olympiahallenmäßiges" Feeling auf. Martin Kälberer ist ein wahrer Künstler auf seinen verschiedenen Instrumenten von Keyboard und Percussion über Akkordeon bis zum Vibrandoneon.

Die "Hang"-Berner, Dialektwort für "Hand", ist ein klangvolles Schlaginstrument, das wie geschaffen ist für "einen freien Geist wie den Martin, wenn der das spielt, dann ist das sehr spannend für den, der mit ihm spielt". So wünscht Schmidbauer dem Publikum viel Glück mit dem Stück "Südhang", und dieses begeistert. Bescheiden nickt Kälberer "Danke schön", beinahe die einzigen Worte, die man von dem virtuosen Musiker an dem Abend zu hören bekommt. Schmidbauer grinst: "Manchmal kommt er fast a bisserl ins Plaudern".

Die Lieder der beiden sind feinsinnig, mit viel Gespür, mal gefühlvoll, mal fröhlich, nie grob, immer gefühlsecht. Schmidbauer geht gerne in die Berge, "klimpert da auf seiner Gitarre herum", da "kommt ihm zwangsläufig immer wieder mal ein Lied entgegen". Er ist "gern alloa und gern da", und an diesem Abend ist er gern im Magazin 4, das spürt man.

 

Füllhorn musikalischer Fähigkeiten

 

Für das Lied "Am liabstn dat i jetzt" hat Kälberer eine Möglichkeit erfunden, auf der Bühne Musikteile aufzunehmen und diese gleich danach wieder abzuspielen, während er sich bereits dem nächsten Instrument widmet. So ist dann eine Vielzahl an Rhythmen und Melodien zu hören, die sich hervorragend zum Klatschen und Mitmachen eignen, als er "das Füllhorn seiner musikalischen Fähigkeiten ausschüttet".

Großartig auch eine der Zugaben, bei denen Kälberer eine "uralte Chiemgauer kulturelle Tradition, die beinahe ausgestorben wäre" zum Besten gibt, nämlich das "Fotzblattln". Das Publikum findet es großartig, das ist einer der Momente, von denen Schmidbauer spricht, wenn er sagt: "Das Einzige, was man wirklich sammeln sollte, sind die besonderen Momente. Wenn du alt bist, schaust du auf das Mosaik dieser Momente, und wenn das Mosaik groß ist, war es ein schönes Leben". Und er hat recht, denn "Nix is so schee wia der Moment, wo ois so ist wias ghert und as Leben kriagst einfach gschenkt. Und es allerbeste is dabei: Wenns'd den Moment gfundn host, is er vorbei."

Das Publikum singt fröhlich mit, doch leider ist auch dieser schöne Abend irgendwann vorbei. Aber die "Momentnsammler" sind auf jeden Fall fündig geworden.