Im letzten Jahr war das Konzert vom Steff eine echte Überraschung: so viele Zuhörer hatten wir gar nicht erwartet. Ein Jahr später sind die Jungs von der Keller-Steff-Band bereits echte lokale Größen: ausverkauftes Haus und viele viele Fans - toll! Jung und alt ließen sich vom sympathischen Überseer mitreißen. Barbara Titze berichtete im Reichenhaller Tagblatt vom 30. Januar 2012 über das Konzert vom Keller Steff und seiner Band:

 

Von der "Modorsog" bis hin zum "Kaibeziang"

Steff Keller und seine Band mischen das Magazin 4

mit ihrer fetzigen Musik auf

BAD REICHENHALL - Kaum hat der Keller Steff mit seiner Band die Bühne betreten, schon geht die Post ab. Die Stimmung im restlos ausverkauften Magazin 4 ist sensationell gut. Schon ab dem ersten Song "Jeda is anders, und des is guat" wird mitgetanzt, geklatscht, gejohlt und gesungen. Mit dem neuen Programm "Narrisch" schließt die Keller Steff Band nahtlos an den Überraschungserfolg "Bulldog-Fahrer" an.

Völlig ungewöhnlich für Reichenhall drängen sich ein Haufen Kinder an die Bühne und erwarten sehnlichst ihre Lieblingstitel. Auf die Frage "Kennt's ihr denn die Band?", kommt ein erstauntes "Natürlich, sonst wär ma ja ned da". Ab und zu hört man schon mal einen Ohrwurm im Radio, aber mit Marketing und Publicity hat es der Keller Steff nicht so. Er hat nicht den Ehrgeiz, in die Charts zu kommen, dafür aber die Hoffnung, mit seinen Liedern auch noch mitzuschwimmen, wenn die Überflieger schon längst wieder out sind. Authentisch, echt und verblüffend ehrlich sind die Texte, die er alle selber schreibt, abwechslungsreich und mitreißend die Musik, die irgendwo zwischen Rock und Blues angesiedelt ist, mit Anklängen von Country, Folk und anderen Zwischentönen.

Der Mann mit den wirren Haaren und strahlenden Augen hat eine unglaublich sympathische Ausstrahlung. Er kann es hervorragend mit Kindern, wirkt wie der nette Kumpel von nebenan und ist der Typ, auf den die Mädels sehnsüchtige Blicke werfen, den aber kaum eine Schwiegermutter ins Herz schließen würde.

Seine bisherige berufliche Karriere ist wild und bunt und für die geplagten Eltern einfach "zum narrisch werden", deshalb auch der Titel des Programms. "Wenn da Bua über Jahre net duat, was der Vater will, dann wird der Vater narrisch." Vom Heizungsbauer über den Kfz-Mechaniker, Schlosser, Bildhauer, Landschaftsgärtner und "Geschäftsführer" eines Flohmarktladens hat der gelernte Industriemechaniker schon alles mögliche und noch viel mehr ausprobiert, bis er zur Musik kam. Und das scheint nun wirklich seine Welt zu sein.

Von Anfang an mit bei der Band dabei war Gerhart Zimmermann am Kontrabass, "ein cooler Hund und für jeden Spaß zu haben", so eine Aussage vom Steff. Er gibt der Oma in dem Song "Oma, Opa" eine herrlich nörglerische Keifstimme und streitet mit dem Opa (Steff), dass gerade so die Fetzen fliegen, wenn die Oma die "Tschevaptschtetschitsch" anbrennen lässt und der Opa sowieso lieber "sei Mehlspeis" haben will. Die Dialoge zwischen den beiden klingen dabei wie frisch erfunden, auf jeden Fall improvisiert, sonst würden sie sich nicht selber schieflachen dabei.

Der Gitarrist Franz Gries ist "einfach saunett". Und der neu dazugekommene Schlagzeuger Chris Stöger, der in New York ausgebildet wurde, "hat das besondere Etwas, wenn er am Schlagzeug sitzt. Ich kann nicht genau beschreiben, was der Typ am Schlagzeug macht. Aber es ist genial", so O-Ton Steff.

Die vier mischen das Magazin 4 mit ihrer fetzigen Musik auf und werden frenetisch gefeiert. Die Texte sind aus Steffs Leben gegriffen, sie handeln von "menschlichen Herbstkatzerln, die werdn derschmissn, weils eh nix werdn", von Hagelschaden im Tomatenhaus, dem Preißn, der ihm mit seinem verkehrten Baustil das ganze Dorf versaut oder auch den besonderen Erfahrungen mit dem "Flaschendeife". Dabei empfiehlt er den anwesenden Kindern, lieber Spezi zu trinken, "da is bloß a kloaner Teife drin, a Zuckerteife. Müssts auf'd Nacht sche Zähn putzn, dann passt das". Auch zum Schuleschwänzen hat er ein paar Tipps parat, die nicht unbedingt unter die Kategorie "pädagogisch wertvoll" passen.

Aber die begeisterten Kinder finden es lustig und sind bei Titeln wie "Is des der Ding?" und "Modorsog" voll dabei. Aber der Keller Steff muss nicht "oiwei Voigas gebn", er kann auch anders, wie die einfachen, in unspektakulärer Art sensiblen Texte zu den ruhigen Nummern "1, 2, 3, 4" oder "Schene Zeit" zeigen. Wenn der Steff erzählt, dann macht er das in einer humorvollen, liebenswürdigen Art, ohne zu verunglimpfen, zu hetzen oder auf billigen Sarkasmus auszuweichen. Man sieht den Schalk in seinen Augen blitzen, wenn er von dem Blödsinn redet, den er schon gemacht hat, wie ihn das Schuleschwänzen letztlich den Blinddarm gekostet hat und der Pfarrer ihm diese unwahrscheinliche Geschichte einfach nicht glauben wollte, worauf er für zwei Jahre für die Erstkommunion gesperrt wurde. Manches ist haarsträubend, vielleicht auch nur gut erfunden, aber immer irgendwie glaubhaft. Man traut ihm alles zu, aber man kann sich tatsächlich auch vorstellen, dass er wirklich in der Lederhosen zur Kommunion gegangen ist, mit Drogen absolut nichts am Hut hat und auf seine eigene Art einen guten Draht nach oben hat, wie in dem Song "Jesus, my friend".

Die vier Musiker sind gut drauf, es macht ihnen genauso viel Spaß wie dem Publikum. Die super Stimmung lassen sie sich nicht einmal von den störenden Rufen eines einsamen Grölenden vermiesen, der vielleicht einfach zu viel Bier konsumiert hat, und dem Steff anbietet, ihm das Eintrittsgeld zurückzugeben, wenn er dafür Ruhe gibt. Großer Jubel dann bei Groß und Klein, als bei der Zugabe endlich die sehnlichst erwarteten Nummern "Bulldogfahrer" und "Kaibeziang" gesungen werden. Gesteigert wird das ganze noch durch die Kinder, die die Bühne erobern und von da oben mitmachen dürfen. Zum Schluss gibt es den Song "Marionetten". "Die eigenen Fäden nie aus den Händen lassen", das ist das Motto, nach dem die Keller Steff Band lebt und musiziert. Und das macht sie wirklich verdammt gut.

 

Die Konzertfotos hat Micky Scheurl geschossen: