Ein weiteres Schmankerl für alle Fans der akustischen Gitarrenmusik war das herrliche Konzert mit Beppe Gambetta. Der liebenswerte und außerordentlich charmante Künstler hat sich in unsere Herzen gespielt und wir hoffen auf ein weiteres Gastspiel des Musikers aus Genua.

Anbei der Bericht aus dem Reichenhaller Tagblatt vom 23.11.12 von Katharina Stockhammer, die auch die Fotos geschossen hat.

Schnell mit den Fingern und sanft in der Stimme

Beppe Gambetta mit überragendem Gitarrenspiel und virtuosen Gesang im Magazin 4

BAD REICHENHALL – Einmal mehr profitierte das Magazin 4-Team von erstklassigen Kontakten des jahrelang sehr aktiven „Halleiner Akustik-Gitarren-Forums“ zu den Größen der Fingerpicking-Szene und bescherte den einheimischen Musikbegeisterten neuerlich ein wunderbares Konzert: Mit dem italienischen Ausnahmegitarristen Beppe Gambetta konnte wiederum ein Künstler mit Weltruf engagiert werden.

Gambetta ist nicht nur ein außergewöhnlicher Instrumentalist, er ist zudem ein hervorragender Sänger mit einer ebenso sanften wie ausdrucksstarken Stimme und ein humorvoller Plauderer. So war es nicht weiter überraschend, dass er das Publikum im voll besetzten Barraum sofort fesseln konnte. Nach dem Eröffnungsstück „Hobo’s Crossing“, das wie die meisten aus seiner eigenen Feder stammt, folgte ein mitreißendes Medley von Woody-Guthrie-Songs. Charmant forderte er seine Gäste zum Mitsingen auf und spätestens bei „This Land is Your Land“ und „Roll on, Columbia, Roll on“ stimmten alle mit ein. Die gelungene Hommage an einen der größten Balladenschreiber der amerikanischen Folkmusic dokumentierte eindrucksvoll die Verbindung des gebürtigen Genuesers in die Neue Welt. Denn nachdem er anfangs seine Ausbildung an der Plektrumgitarre in einem klassischen italienischen Orchester erhielt, wandte er sich früh auch anderen Spieltechniken zu. Besonders die amerikanische Spielweise des rasanten „Flatpickings“ nach dem Vorbild des legendären Doc Watson hatte es ihm angetan. Schnelle Melodien verbinden sich hier dynamisch mit dem Akkordspiel und ermöglichen dadurch faszinierende Klangerlebnisse. Dass an diesem Abend eine der größten Flatpicking-Koryphäen überhaupt in der Alten Saline zu Gast war, wussten die versierte Zuhörer mit anhaltend viel Applaus zu würdigen.

Daneben gibt es noch eine melancholische Seite, der Beppe Gambetta in seinem abwechslungsreichen Programm immer wieder Raum gibt. „Ninna Nonna“, ein Wiegenlied, das er für seine an hartnäckiger Schlaflosigkeit leidende Mutter schrieb, ließ aber im Magazin 4 niemand einnicken. „Light in Torraca“, das darauf folgte, kam als spritzige Tarantella daher und war ein weiterer Beweis für seine phänomenale Fingertechnik.

Für deutsche Ohren hört sich unsere Sprache von einem Italiener mit Akzent gesprochen sehr sympathisch an, wer erinnert sich nicht an die Kaffeewerbung mit „Herrn Angelo“ und seinem „Isch habe gar keine Auto“. Auch Beppe Gambetta lauscht man gerne, wenn er auf deutsch erzählt und man versteht ihn ausgezeichnet, selbst wenn er in seine Muttersprache oder ins Amerikanische fällt. Für ein Stück hat er jedoch akzentfreies Deutsch eingeübt, wie er verriet, mit seiner ihn begleitenden Ehefrau auf den langen Autofahrten zu seinen Auftritten. „Der Wind trägt uns davon“ ist eine Gänsehaut-Nummer, die der junge Liedermacher Felix Meyer aus dem Französischen übersetzt hat und die auch in der Interpretation von Gambetta unwiderstehlich klang.

Mit einem Tribut an sein großes Vorbild Doc Watson, den Beppe einst auf einem Folkfestival in North Carolina kennen und schätzen lernte, verabschiedete er seine Gäste in die Pause. „I’m Riding On That New River Train“ gelang authentisch amerikanisch und hätte der im vergangenen Mai verstorbenen Flatpicker-Ikone bestimmt gefallen.

Im zweiten Teil seines Programms präsentierte Gambetta das berühmte „Vergine degli Angelo“ aus Giuseppe Verdis Oper „La forza del destino“, der Macht des Schicksals. Dieses Stück spielte er auf Doc Watsons Beerdigung, zusammen mit dem „Ave Maria“. Mit zarter Stimme gelang ihm eine wundervolle Würdigung sogar in der heiteren Stimmung des Magazin 4.

Grüner Kohl in Kombination mit Espresso mache die Flatpicker „sehr sehr schnell“, erläuterte Gambetta seinen Zuhörern. Weil man sich das lieber nicht genauer vorstellen wolle, bot er danach wieder eine etwas ruhigere Nummer an. Sein „Nine Years Waltz“ gelang überaus gefühlvoll und geschmeidig. Nach dem rhythmischen „Siegels Candy Shop“ wurde es abermals zärtlich. Im Dreivierteltakt kredenzte er seine Version von Fabrizio de Andrés „Valzer per un Amore“, das „große Bedauern über eine zurückgewiesene Liebe“, wie er in gestochenem Deutsch ausführte. Und da sich die italienische Sprache nicht für Rock’n’Roll eignete, hat der Mann aus Ligurien einen „romantischen Liederabend“ in petto, den er im nächsten Jahr in der Alten Saline vortragen wird. „Valzer“ war ein kleiner Vorgeschmack darauf und begeisterte das Publikum außerordentlich.

Eines seiner Markenzeichen sind die handgefertigten roten Schuhe, die „Rosso Gambetta“. Mit ihnen wird der „kurzhaxlade Sepperl“, wie österreichische Freunde seinen Namen übersetzen, aber groß genug, um mit „Mama auf die Straße zu gehen“. Sein „On The Road With Mama“ war das letzte Stück des Abends und erntete tosenden Beifall.

Bei den Zugaben kam erneut Lagerfeuer-Romatik auf. Getreu seinem Motto „Spielen wie ein Ami, singen wie ein Italiener“ präsentierte er seinen „Church Street Blues“, der einmal ein Hitparadenerfolg war, „Platz 23 der World Music Charts in Montana“, wie Beppe Gambetta ironisch erklärte. Dass seine handgemachte Musik alles andere als kommerziell ist, wissen seine Fans seit vielen Jahren zu schätzen. Nach seinem glänzenden Debüt in Bad Reichenhall werden es zweifelsohne auch in bayerischen Südosten einige mehr sein.