Es war ein langes, schweißtreibendes Konzert! Für die Musiker auf der Bühne sowieso, aber auch für die TänzerInnen davor. Aber trotz Anstrengung hat es alles viel Spaß gemacht. Hier der Bericht darüber von Katharina Stockhammer, abgedruckt im Reichenhaller Tagblatt vom 11.10.2012:

41 Lieder erzählen Blues-Rock aus drei Jahrzehnten

Engagierter Auftritt der „Borderline Cross Band“

aus Freilassing im Magazin 4

BAD REICHENHALL - Bis letztes Jahr hatte die Band aus Freilassing „den Blues“ noch im Namen, doch 2011 wurde dieser - wörtlich genommen – durch die „Mischung“ ersetzt, und so nennt sich das Quartett jetzt „Borderline Cross Band“. Mit dieser Änderung dokumentierten die Musiker ihren Weg zurück zu den Wurzeln ihrer Anfangsjahre, in denen damals rockige, durchaus „härtere“ Töne angesagt waren.

 

Dennoch, so ganz ist der Blues aus ihrem Programm natürlich nicht wegzudenken und schon zu Anfang des Auftritts sorgen zwei Nummern von John Mayall für eine lässige, groovige Stimmung. Mayall, inzwischen fast achtzig Jahre alt, gilt als Mitbegründer des britischen Blues, als „Vater des weißen Blues“. „Put It Right Back“ und „Early In The Morning“ sind gut ausgewählt und deuten an, wo es an diesem Abend langgeht.

Auch durch das später dargebotene, weltberühmte „Room To Move“ mit einem der wohl bekanntesten Mundharmonika-Parts überhaupt, wird das Werk des Blues-Altmeisters nochmals eindrucksvoll gewürdigt.

Es ist eine stattliche Liste von Stücken aus den 1950er bis 1970er Jahren, die die Gruppe im nur „locker“ gefüllten Barraum des Magazin 4 präsentiert. Schon dafür hätten sie ein ausverkauftes Haus verdient. Sage und schreibe 41 Titel servieren die Musiker ihren Zuhörern. Eine erstaunliche Zusammenstellung, die man nicht auf jedem Oldie-Revival-Konzert hört.

Mit Bedacht ausgewählt für ein Publikum, das schon in den 70er Jahren auf diese Musik „abrockte“. Aber auch die jüngeren Gäste kommen bei diesen Rhythmen auf ihre Kosten, und so wird in der Alten Saline viel und ausdauernd getanzt.

Die Gitarristen Herbert Prechtl und Markus Nickl gehören ebenso wie Bassist Helmut Okroy zu den Gründungsmitgliedern der Band. Neu hinzugekommen ist Wolfgang Hollinger am Schlagzeug. Mit dieser Original-Rock-Instrumentierung gelingt es den Akteuren, zu den vielen fetzigen Blues-Nummern obendrein den Hardrock entsprechend zu würdigen.

Da neben Leadsänger Herbert Prechtl auch die anderen drei ihre Stimme kraftvoll einsetzen, gelingt es, selbst gesanglich sehr anspruchsvolle Stücke, die beispielsweise durch begnadete Sänger wie Steve Miller oder Paul Rodgers berühmt wurden, ausdrucksstark zu interpretieren. Deren „Ooh Poo Pah Doo“ und der „Muddy Waters Blues“ hören sich bei den Freilassingern außerordentlich authentisch an.

Enorm ist Bandbreite des Quartetts. Ungewöhnliche Songs, wie „When Sugar Cane Was King“ von Omar & The Howlers, wechseln ab mit Hits von Cream („Spoonful“, „White Room“ und „Crossroads“). Die Ausflüge der vier Herren, die im bürgerlichen Leben unter anderem als Taxifahrer und in der Werbebranche tätig sind, führen vom Country und Folk (Johnny Cash's rasanter „Folsome Prison Blues“ und „A Horse With No Name“ von America) bis hin zum melodischen Pop-Rock a la Badfinger („No Matter What“). Dabei beweisen sowohl die Musiker als auch ihre Gäste eine beachtliche Kondition. Erst nach gut drei Stunden geht das Konzert mit einigen richtigen Krachern zu Ende, bei denen das Publikum zudem lautstark mitsingen kann: „Proud Mary“ von CCR, dem kultigen „La Grange“ von ZZ Top und dem „Roadhouse Blues“ von den Doors.

Doch selbst zu fortgeschrittener Stunde lassen die begeisterten Musikfans im Magazin 4 die Band noch nicht gehen. Vehement werden Zugaben eingefordert. Die spielfreudigen „Borderliner“ lassen sich nicht lange bitten und legen mit John Fogertys „The Old Man Down The Road“, „Brown Eyed Girl“ von Van Morrison und Bob Dylans „Knockin' On Heavens Door“ abermals kräftig nach.

Ein überaus gelungener Rockabend geht erst kurz vor Mitternacht zu Ende.

Fotos: Michael Scheurl