Cengiz Öztunc hat uns alle überrascht. Aus einer spontanen Idee geboren - Insider behaupten, es handelte sich um eine Wette - haben wir ohne Werbung und sonstige verkaufsfördernde Maßnahmen unseren Barraum geöffnet. Und siehe da: fast einhundert Menschen, die meisten davon aus Reichenhall, kam und staunten. Denn Cengiz hat wirklich viel Talent zum Erheitern seiner MitbürgerInnen.

Hier der Bericht aus dem Reichenhaller Tagblatt vom 19.09.2012 (Autorin: Katharina Stockhammer)

Taktisch postierte Türken und singende Inder

Der Bad Reichenhaller Cengiz Öztunc feierte ein

gelungenes Bühnendebüt als Comedian im Magazin 4

BAD REICHENHALL – Manchmal scheinen sie über Nacht in der Öffentlichkeit aufzutauchen, die Bülent Ceylans und die Mario Barths. Und binnen kürzester Zeit füllen sie ganze Fußballstadien. In Wahrheit haben sie wesentlich bescheidener angefangen, vermutlich auf einer Kleinkunstbühne in ihrer Heimatstadt. Einen solchen Erstauftritt konnten nun fast einhundert Comedy-Fans aus Reichenhall und Umgebung im Magazin 4 der Alten Saline erleben, weil sie der Einladung zum Bühnendebüt von Cengiz Öztunc gefolgt waren. Die meisten Gäste kannten die komödiantischen Fähigkeiten des Protagonisten bereits, und die Anregung, seine Begabung zum kurzweiligen Unterhalten einer breiteren Öffentlichkeit vorzustellen, kam ohnehin aus dem Freundeskreis.

Der gebürtige Reichenhaller Cengiz ist Halbtürke wie Bülent Ceylan. Seine Mutter stammt zwar aus Österreich und nicht aus Deutschland, zudem hat er viel kürzere Haare. Aber auch er hat die Gabe, Stimmen zu imitieren und verschiedenste Charaktere überzeichnet darzustellen.

Das anfängliche Lampenfieber legte sich rasch und binnen kürzester Zeit stand der Mittdreißiger lässig vor seinem Publikum. Er hatte vorgesorgt: An strategischen wichtigen Punkten hatte er seine „TPT“ platziert, die „taktisch postierten Türken“. Sie sollten ihn vor fliegenden Tomaten und Eiern beschützen. Doch das war natürlich unnötig. Sein erstes abendfüllendes Programm hat er kurz und bündig „Aus'm Leben“ getauft. Cengiz begann mit Erinnerungen an seine Kindheit. Schon damals hatte er eine blühende Phantasie und mit elf Jahren wurde aus ihm der Superheld Empfl-Brempftl.

Mit seiner Erzählung, in der er als personifizierter Teufelskerl vom Reichenhaller Polizeichef angefordert wurde, um der „bieselnden Rentnergang“ den Garaus zu machen, weil „Spiderman gerade kein Netz hätte“, hatte er sofort die Lacher auf seiner Seite. Da es aber aus einer Karriere als Superheld in der Kleinstadt nichts geworden war, wollte Cengiz unbedingt Schauspieler werden. Seine Lehrer an der Schule bescheinigtem ihm ein gewisses Talent, wenn es beispielsweise um Ausreden ging. Optisch er hatte noch nicht die richtige Statur und musste das schleunigst ändern. Nun kam das Publikum in den Genuss, Cengiz' ersten Besuch im Fitnessstudio mitzuerleben. Köstlich die Szene als „Fitnessstudio-Jungfrau“ („mein erstes Mal“), bei dem ihn letztlich die Erkenntnis traf, „was hilft der Body, wenn's G'sicht nicht passt“. Wenn überhaupt, wollte er von da an ein dünner Schauspieler werden.

In der nächsten Sequenz gab Cengiz eine witzige Situation auf dem Weg nach Laufen wieder: drei singende Inder im Zug. Überhaupt scheinen ihm – der Bollywood-Filme hasst – die Bewohner des Subkontinents und ihr „Bindisch“ (bayrisches Indisch) immer wieder eine Parodie wert.

Vergnüglich ging es auch nach der Pause weiter. Der Bericht über einen Spaziergang mit der Freundin durch die Fußgängerzone der Kurstadt, bei Schneesturm, geplagt von Hunger und Durst und einem linken Deichmann-Schuh, durch den die Nässe aufstieg, sowie einem lustigen Zwiegespräch mit einem lispelnden Teddybären im Schaufenster, löste wahre Lachsalven aus.

Höhepunkt war aber zweifelsohne ein nachgespieltes Telefonat. Lediglich ein Zahlendreher in der Telefonvorwahl unterscheidet nämlich die Nummer seiner Arbeitsstätte von der einer Familienkasse in Niederbayern. Ständig riefen deshalb falsch Verbundene bei ihm an. So auch Iwan, der wissen will, warum sein Sohn Kevin kein Kindergeld bekam. Nach dem dritten Hinweis auf den Fehler in der Vorwahl nutzte Cengiz die Chance, einmal „Buchbinder Wanninger“ zu spielen, wurde letztlich zu Herrn Hirnbichler vom Amt und produzierte damit jede Menge Heiterkeit.

Ohne Übertreibung darf man Cengiz Öztunc' ersten Auftritt vor Publikum als absolut gelungenes Debüt bezeichnen. Noch steht es in den Sternen, ob sich der Nachwuchs-Komiker weiterhin öffentlich seinem Hobby widmen wird. Es wäre sicher einen Versuch wert. Der kräftige Applaus seiner Zuhörer, die zuweilen Tränen lachten, dürfte ihm bestimmt Ansporn für künftige Aktivitäten sein.