Zum zweiten Mal gelang es Adam Rafferty, die einheimischen Gitarrenfans und uns KuKStler mitzureißen. Unser New Yorker Sunnyboy ist ein mega-sympathischer Künstler. Wir freuen uns schon auf das nächste Mal! Hier der Stockhammer-Bericht aus dem Reichenhaller Tagblatt vom 22.3.13 und Fotos von Eva Aschauer:

Raffinierte Interpretationen mit einer schlichten Gitarre

Adam Rafferty begeistert mit seiner Spielkunst erneut das Publikum im Magazin 4

 BAD REICHENHALL – Seit zwei Jahren ist das Team des Magazin 4 regelmäßiger Gastgeber für Gitarrenkünstler aus der ganzen Welt. Ursprünglich von Mitgliedern des Halleiner Gitarrenforums organisiert, können die „Gitarrenexperten“ um Fritz Sklenarik inzwischen alte und neue Kontakte zur Akustikszene nutzen, um musikalische Höhepunkte am laufenden Band zu präsentieren. Im März 2011 mit dem Deutschen Peter Finger gestartet, haben inzwischen Sologitarristen aus Europa, aber auch von Übersee mit ihrem Können die vielen Akustik-Gitarrenfans der Region begeistert. Der erste „Wiederholungstäter“ ist Adam „Raf“ Rafferty aus New York, mit dem der zweite Geburtstag der „Gitarrenoffensive“ gebührend gefeiert werden kann.

 

Der jugendlich wirkende 44-jährige Musiker steht mit einem spitzbübischem Lächeln auf der Bühne. Hip-Hop aus seiner Heimatstadt habe er zum Einstieg dabei. Für Bad Reichenhall, die heimliche Hauptstadt des Hip-Hop in Bayern, erklärt er verschmitzt.

Doch wer denkt, dass sich das einheimische, über alle Generationen hinweg gut gemischte Publikum, von solch „modernen“ Tönen verwirren lässt, der täuscht sich gewaltig. Denn es ist ja gerade das Markenzeichen der Akustik-Gitarristen, dass sie es mit ihrem Instrument eindrucksvoll verstehen, Genre-Grenzen verschwinden zu lassen. Aus Klassik wird Rock, aus Rock wird Klassik, ein Popsong kommt als Ballade daher und trotz allem bleibt das ursprüngliche Thema stets erkennbar. „Play ist back“ von Lonnie Smith ist deshalb ein toller Anfang, weil gleich bei der ersten Nummer klar wird, dass hier auch Jazz zu Hip-Hop werden kann.

Nach dem berühmten „Mas Que Nada“, bei dem die Gäste im Magazin 4 lautmalerisch mitsingen dürfen und Adam im Refrain ein „Obama, Obama“ andeutet, und seinem selbst geschriebenen „Rolling with the ashes“ seien seine Finger aufgewärmt, verrät der New Yorker augenzwinkernd.

Nun greift der Gitarrenprofi zur Nagelfeile. Nein, er macht sich nicht öffentlich die Nägel schön. Vielmehr schmirgelt er die Haut an seinem Zeigefinger glatt. Er habe sich, schildert er seinen Zuhörern, kürzlich beim Rasieren mit der Klinge eigentlich nur oberflächlich geschnitten, aber eine derartige Verletzung sei bei einem Gitarristen fast ein Super-GAU. Also wird die Wunde mit Sekundenkleber „verarztet“ und danach mit der Feile „poliert“ und schon kann das lange geplante Konzert ohne Behinderung weitergehen.

„Imagine“ von John Lennon wird von Rafferty mit viel Hingabe wunderschön interpretiert. Seine Akustikversion der „ultimativen“ Friedenshymne hätte sicher auch dem großen Beatle gut gefallen. Gleiches gilt für „Fly me to the moon“ von Bart Howard. Weltbekannt von Count Basie und Quincy Jones mit großem Orchester und der Stimme von Frank Sinatra arrangiert, erklingt es doch selbst in der bescheidenen Rafferty-Version kraftvoll und harmonisch. Und unglaublich groovig dazu. Denn der Groove ist ihm – neben einer eingängigen Melodie - ohnehin am wichtigsten. Dass er außerdem zu allererst für sein Publikum spiele (und nicht, um andere Künstler zu beeindrucken), nimmt man ihm sofort ab, diese Einstellung prägt das gesamte Konzert.

Bei seinem zweiten Gastspiel in der Alten Saline kommen Beatles-Fans voll auf ihre Kosten. „In my life“ wird von Adam Rafferty außerordentlich einfühlsam intoniert. Das Lied, dessen Urfassung vom 15-jährigen John Lennon stammt, ist vielleicht der erste Titel der Pilzköpfe überhaupt, in dem höchst Persönliches verarbeitet wurde. Entsprechend zärtlich ist Rafs Variation. Auch das später noch vorgetragene „Got to get you into my life“, das zudem ein bisschen nach „Earth, Wind & Fire“ klingt, und „She's leaving home“ adaptiert der in Harlem geborene Künstler individuell und verschafft seinem Publikum einen köstlichen Hörgenuss.

„Jill's Song“ und der „Vitamin E Blues“ stammen aus der eigenen Feder des talentierten Musikers. Vor allem die seiner Ex-Freundin gewidmete Komposition verführt mit seiner sanften Melodie zum Träumen. Doch als Michael Jacksons „Billie Jean“ mit Hilfe der Zuhörer, die gekonnt die „Backvocals“ beisteuern, knackig und rhythmisch vorgetragen wird, ist es mit der Träumerei schnell vorbei. Jetzt wird Rafferty seinem Ruf als beatboxendes „Groovemonster“ mehr als gerecht.

Nach der Pause setzt sich dieser fetzige Sound mit „Dancing Queen“ von ABBA fort. Beim Jazz-Klassiker „Autumn Leaves“ und der Eigenkomposition „Simplicity“ zelebriert der Gitarrist erneut sein enormes „handwerkliches“ Können, indem er mehrere Melodiestränge simultan spielt. Dazu kommen, scheinbar ohne die geringste Mühe und wie von allein, die Basslinie und – immer wieder faszinierend – die perkussiven Elemente. Überaus abwechslungsreich ist sein Programm ohnehin. Bei Ary Barrosos „Aquarela do brasil“ schwelgt er im Samba und bei Rick James' „Super Freak“ verschont er durch seine packende Instrumentalversion die Gäste mit dem „ordinärsten Liedtext der Welt“. Mit „Spain“ von Chick Corea, das Adam Rafferty voller Raffinesse für die Gitarre „abwandelt“, geht ein furioses Konzert zu Ende.

Ein kräftiger Applaus vom restlos begeisterten Publikum holt den sympathischen Amerikaner zurück auf die Bühne. „The way you make me feel“ und „Thriller“ von Michael Jackson sind der krönende Abschluss eines leidenschaftlichen Auftritts. Danach gibt es Autogramme und anregende Gespräche von und mit einem ebenso herzlichen wie bescheidenen Künstler, dessen Spielfreude mitreißt und dem jegliche Allüren fremd sind.

www.adamrafferty.com