Wieder einmal gelang es der Berliner Band, die Bayern zu begeistern. Auch Katharina Stockhammer war zu Gast und berichtete darüber im Reichenhaller Tagblatt vom 6.5.2013. Die Fotos vom Konzert haben Michael Scheurl und Eva Aschauer geschossen.

Eine poetische Hommage an den Lizard King

The Doors of Perception begeistern im Magazin 4 erneut mit erstklassigem Sound

BAD REICHENHALL – Gelegentlich denkt man als kulturinteressierter Musikfan daran, was wohl aus den Mitgliedern des rätselhaften „Klub 27“ geworden wäre, hätten sie nur länger gelebt. Brian Jones, Jimi Hendrix, Janis Joplin, was hätten sie mit Sechzig getan, waren sie doch schon als Twens auf dem Höhepunkt ihrer Karriere, gefeierte Stars weltweit?

Auch im Magazin 4 wird sich diesmal der ein oder andere Besucher diese Frage gestellt haben. Denn ein weiteres Mitglied dieser tragischen Gruppe ist Jim Morrison von „The Doors“. Hätte er an der Musikgeschichte mitgeschrieben, den Rock weiterhin geprägt? Fast 42 Jahre sind seit seinem mutmaßlichen Drogentod vergangen, aber sein Einfluss in der Rockmusik ist noch immer spürbar. Seine poetischen Texte, sein Charisma, die Erinnerung an seine samtige Baritonstimme, all das lebt in seinen Werken weiter. Generationen von jungen Menschen erlebten durch ihn einen Musikstil, die sich gerne jenseits des breiten Massengeschmacks bewegte und doch scheinbar für die Ewigkeit komponiert wurde.

„The Doors of Perception“ wissen um die Faszination, die von Morrison und Co. ausgeht. Seit zehn Jahren touren die Berliner durch Europa und schaffen es, mit einer stilechten und alles andere als platt imitierten Show, die Doorsfans für sich einzunehmen. Nach fast drei Jahren sind sie wieder zu Gast in der Alten Saline. Eine gute Entscheidung ist es, das Konzert diesmal im Barraum stattfinden zu lassen, denn durch die unmittelbare Nähe des Publikums zur Bühne entsteht eine hervorragende Stimmung für Band und Zuhörer.

Mit „Soul Kitchen“ aus dem Debütalbum „The Doors“ von 1967 wird das Konzert eröffnet. Als Sänger Marko Scholz das Podium betritt, reibt man sich verblüfft die Augen. Die optische Ähnlichkeit mit dem Doors-Frontman ist einfach unglaublich. Jim Morrison war bei seinen gefeierten Konzerten Mitte Zwanzig. Marko Scholz ist inzwischen ein paar Jährchen älter. Er scheint jedoch seit seinem letzten Auftritt im Magazin 4 nicht gealtert zu sein und kann diese „Trumpfkarte“ wohl noch einige Zeit ausspielen. Mit der ersten Nummer versetzen der charismatische Sänger und seine Kollegen ihre Gäste zurück in eine Zeit, in der der „Psychedelic-Rock“ der Doors die Welt eroberte. Torsten Weber an der Gitarre, Rob Cummings am Schlagzeug und vor allem Dirk Bewig am Keyboard gelingt der unverkennbare und eigenwillige Sound vom ersten Takt an.

Seltene Stücke aus dem Doors-Fundus

Nach dem imposanten Eröffnungsstück steuert die Formation in ruhigere Fahrwasser. Wie ihre großen Vorbilder kreieren sie bei „Touch Me“, „The Crystal Ship“ oder „People Are Strange“ mächtige Klangbilder. Eine besonderer Zauber geht von „Spanisch Caravan“ vom Album „Waiting for the Sun“ aus. Mit seinem langen Gitarrensolo am Anfang – die Doors orientierten sich seinerzeit mit ihrer Flamenco-Melodie am großen spanischen Gitarristen Andrés Segovia – kann Torsten Weber eindrucksvoll überzeugen.

Gerade im ersten Teil des Abends gibt es zahlreiche Titel, die selbst die Doors-Experten im Publikum nicht sofort erkennen. Das macht zudem den Charme der Konzerte dieser erstklassigen Coverband aus. Es sind die liebevoll arrangierten Stücke aus dem Doors-Fundus, die seit der Auflösung der Band im Jahre 1973 wohl eher selten zu hören sind.

Mit dem Willie-Dixon-Blues „Little Red Rooster“ verabschieden sich die Künstler in eine kurze Pause und mit dem rockigen „The Changeling“ geht es in der zweiten Hälfte knackig weiter. Das spiegelt auch eine Seite der Doors wider. Lässig, groovig und funkig, so ist nämlich das letzte Album vor Morrisons Tod „L.A. Woman“ konzipiert. Wurde schon von Anfang an viel getanzt im Magazin 4, nun kann endgültig niemand mehr stillstehen. Jetzt geht es Schlag auf Schlag. Die größten Hits der Band, die 1965 von Morrison und Ray Manzarek am Strand von Venice Beach in Kalifornien gegründet wurde, dürfen natürlich nicht fehlen, denn zurecht wären die Musikfreaks enttäuscht, würden sie nicht gespielt.

Nach dem melodischen „Love Street“ ist das Publikum bei den berühmten „Riders on the Storm“ nicht mehr zu halten. Das Sieben-Minuten-Stück, bei dem Manzarek damals auf einem Fender Rhodes Piano ungewöhnliche Donner- und Regeneffekte einbaute, läutet ultimativ die Höhepunkte dieses Konzerts ein.

Marko Scholz kann sich dazu ebenso ekstatisch bewegen wie Jim Morrison, der „Lizard King“, der einst dem Begriff „Bühnenshow“ eine ganz eigene Note verlieh. Bei „L.A. Woman“ aus dem gleichnamigen Album ist Blues-Rock pur angesagt. Vor der Bühne werden die Tänzer immer wilder und ausgelassener. Alles ist bereit für „Light my fire“.

Frontman oben ohne

„Womanizer“ Marko hat sich längst seines Shirts entledigt und lässt, mit nacktem Oberkörper und knallenger Lederjeans, die Herzen der Damen höher schlagen. Auch das ist Teil des Programms und es passt wunderbar dazu. Denn Jim Morrison war ehedem der personifizierte Sexappeal. Nach kurzem Gesangspart verlässt Marko jedoch die Bühne, um seinen Kollegen an den Instrumenten die ungeteilte Aufmerksamkeit der Zuhörer zu garantieren. Erst nach gefühlten zwanzig Minuten, die Torsten Weber, Rob Cummings und Dirk Bewig zu kraftvollen Improvisationen nutzen, kommt er zurück, gibt als Sänger und Frontmann noch einmal alles.

Ein unwiderstehlicher Konzertabend geht damit zu Ende. Zu später Stunde erklatschen sich die Musikfans drei Zugaben: den „Alabama Song“ („Show me the way to the next whiskybar“), „Back Door Man“ und das sanft daherkommende Schlussstück mit dem bezeichnenden Titel „The End“. Der wahrlich würdige Abschluss eines „Tribute“-Konzerts der Extraklasse!

(Anmerkung: Kursiv gesetzte Zeilen wurden in der Zeitung nicht abgedruckt)

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